Sehr oft höre ich Sätze wie: „Unsere Wohnung ist zu klein für ein Klavier“ oder „Unser Zimmer bietet leider nur Platz für ein E-Piano. Auch Bedenken wie: Man weiß ja nicht, ob das Kind langfristig am Klavier spielen bleibt. Was ist, wenn wir ein Klavier kaufen und das Kind später nicht mehr spielen will?“ Diese Argumente sind natürlich nachvollziehbar und berechtigt. Ein E-Piano kann in solchen Fällen die praktischere Lösung sein.
Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass diese Kompromisse auch ihre Nachteile haben.
Bei einem akustischen Klavier wird der Ton durch eine präzise Mechanik erzeugt: Unterschiedlich lange Saiten im Inneren des Instruments werden durch kleine Hämmer angeschlagen, die beim Drücken der Tasten in Bewegung gesetzt werden. Jede Saite erzeugt einen eigenen Ton, der durch den Resonanzboden verstärkt wird. Dieser komplexe akustische Prozess verleiht dem Klavier seinen unverwechselbaren, vollen Klang.
Beim E-Piano hingegen wird der Ton durch elektrische Impulse erzeugt, die von den Tasten ausgelöst werden. Dies ist ein grundlegender Unterschied zur Mechanik eines klassischen Klaviers oder Flügels. Die wesentlichen Unterschiede zwischen einem E-Piano und einem akustischen Klavier liegen in der Haptik der Tasten und der Klangqualität. Beim Klavier spürt und hört man den Anschlag der Hämmer, was ein ganz anderes Spielgefühl vermittelt.
Die Unterschiede zwischen der Anschaffung eines Klaviers und eines E-Pianos habe ich in der folgenden Tabelle gegenübergestellt.
Klavier | E-Piano |
Kostet zwischen 3.000 und 6.000 € | Kostet zwischen 500 und 1.300 € |
Sollte einmal im Jahr gestimmt werden | Muss nicht gestimmt werden |
Extra Transportkosten | Geringe oder keine Transportkosten |
Mechanischer Klang, große Vielfalt an Klangfarben, feine dynamische Unterschiede | Elektronischer Klang, begrenzte Möglichkeiten in Dynamik und Anschlag |
Lautstärke einstellbar – Ihre Nachbarn freuen sich 🤗 Man kann auch während der Ruhezeiten oder spätabends spielen. | |
Kleine Kinder haben oft Schwierigkeiten, einen kräftigen Klang zu produzieren, da die Tasten eines Klaviers schwerer sind als die eines E-Pianos. | Leichte Tasten mit wenig Gewicht (häufig einstellbar) |
Zusätzliche Klangfunktionen: Cembalo, Gitarre, Flöte, Orgel, Synthesizer. |
Sie möchten Ihre Nachbaren nicht stören?
Ein akustisches Klavier hat zwar ein mittleres Pedal, um die Lautstärke etwas zu dämpfen, aber die Nutzung dieses Pedals und der Einbau eines Silent-Systems, das auch noch extra kostet, macht meiner Meinung nach wenig Sinn. Denn gerade die Feinheiten, die ein Klavier zu bieten hat, werden dadurch erheblich eingeschränkt. In diesem Fall würde ich eher die Anschaffung eines E-Pianos empfehlen.
Mein Tipp: Besuchen Sie ein Klaviergeschäft und probieren Sie beide Instrumente selbst aus. Sie werden den Unterschied zwischen einem E-Piano und einem Klavier deutlich bemerken.
Sie haben begrenztes Budget?
Ein gebrauchtes Klavier kostet nicht mehr als ein neues E-Piano 😉
Fazit
Für den Einstieg, die Grundlagen und die ersten Schritte auf dem Klavier ist ein E-Piano völlig ausreichend. Auch wenn die oben genannten Gründe andere Möglichkeiten ausschließen, bietet ein E-Piano eine gute Basis-schließlich ist es kaum möglich, ohne ein Instrument mit dem Lernen zu beginnen. Ich empfehle jedoch ein akustisches Klavier für einen tieferen und ganzheitlichen Lernerfolg und für wirklich besondere musikalische Momente.